20 Jahre Mosaikum

Zeit für einen Rückblick:

Juli 2001: Auf einem kostenlosen Webspace geht es ohne CMS los, weil es noch keine Tools für Zwei-Spalten-Weblog gibt. Inspiriert von meinen Blogvätern Schockwellenreiter und Mayo von Industrial Technology & Witchcraft. Ich schreibe in der Mitte über Netzfunde und links ein kulturwissenschaftliches Logbuch. Kurz darauf 11. September und Irak-Krieg. enter image description here

Januar 2002: Eigene Domain, eigenes Logo und ein selbstgeschriebenes Weblog-CMS mit dem selbstentworfenem, dreispaltigen Windows-Layout und Kommentaren. enter image description here

Sommer 2002: die erste Studienreise mit dem kürzlich gekaufen Hanomag-Wohnmobil (ich fahre Michel de Montaignes Italienreise nach und lese die Essais). Besuch bei Günter Hack aus der Blogosphäre. Die Reisen folgen dann jedes Jahr und werden auch für das Blog wichtig, es ist eine Zeit der Buchzitate und der Alltagsbeobachtungen.

Herbst 2002: Ich werde nun auch halber Antvillianer, weil ich für mein Institut das erste ethnologische Weblog eröffne.enter image description here

Sommer 2002: Kein Katzencontent, aber Hühnercontent. Mein erstes, F2, wird zwölf Jahre alt und lebt bis heute in einem Wikipedia-Eintrag fort. enter image description here

2003: Berüchtigte Trash-Koch-Serie: Kochen mit KerLeonenenter image description here

2004: Das Blog wird literarischer und persönlicher, es gibt erste fiktive Schreibversuche und viel Fotografie. Die wissenschaftliche Spalte präsentiert immer öfter unterhaltsame Fundstücke aus Büchern. Inspirationen von Antville oder brainfarts.de: Reale und virtuelle Freundschaften entstehen.

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2005: Platz 68 der meistverlinkten deutschsprachigen Blogs

Mai 2005: Blogmich-Treffen in Berlin, mein persönlicher Höhepunkt meines Bloggerlebens. Ich verteile kleine Büchlein (Auflage 50) mit meinen selbstgeschriebenen Kurztexten und „Niemand, mit dem das Thema besprochen wird, hätte damit gerechnet, dass Herr Kerleone aussieht, wie er aussieht.“ Schriftsteller werde ich später leider nicht, weil ich nur kurze Texte schreiben kann.

Herbst 2007: Ich schließe meine Promotion ab und starte ins Berufsleben. Ich denke, das ändert viel. Aber stimmt gar nicht: Das wissenschaftliche Lesen, das Reisen mit Büchern und das Weblogschreiben bleiben.

2010: Liegt das am aufkommenden Facebook? Ich schreibe immer weniger ins Blog und mache aus den zwei Spalten eine.

2014: Der Hanomag wird verkauft und gegen einen kleinen Mini-Camper eingetauscht. Ich fahre damit immer noch jedes Jahr in die Natur. Es wird weniger gelesen und mehr für Wikimedia/Wikipedia und Openstreetmap gearbeitet. enter image description here

2015: Beinahe das Ende – ich mache im ganzen Jahr nur einen Eintrag. Der NSA-Skandal von Edward Snowden beschäftigt und bedrückt mich von 2013 an und das Internet ist für mich jetzt größtenteils ein kommerzieller Überwachungsalbtraum.

Januar 2016: Ich finde heraus, dass viele meiner alten Blog-Bekanntschaften bei Twitter sind und starte dort mit kurzen Beiträgen.

August 2016: Wohlwissend, dass externe Plattformen kommen und gehen beschließe ich, meine Twitter-Kurznachrichten weiterhin auch in mein Blog zu spiegeln und richte dafür ein neues CMS ein.

2018: Ich beschäftige mich immer mehr mit (indoeuropäischen) Sprachen und Schreibsystemen. enter image description here

August 2018: Ich beginne, meine kurze Nachrichten auch bei Mastodon zu teilen. Später kommt auch die Instagram-Alternative Pixelfed hinzu.

2020: Corona drängt mich für drei Wochen ins Alm-Office, trotz aller Umstände eine wunderbare Zeit.enter image description here

Und jetzt? Ich mache weiter, denn im Kern ist es immer noch wie 2001 – und das hat Ekkehard Knörer so treffend in seinem 20-Jahre-Rückblick „Feuerzeug, du“ formuliert:

Man sieht das Eigene anders mit den Augen des Anderen.

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