Tier und Hausgeist

Der Einzug in ein neues Haus war bei Belarussen früher langwierig: In der ersten Nacht übernachtete dort nur ein Hahn und ein Huhn. In der zweiten ein Kater und eine Katze. Dann ein Ferkel, ein Schaf, eine Kuh, ein Pferd und erst in der siebten Nacht der Wirt.

Schließlich wird die Ofenschaufel aus dem alten Haus hinübergetragen „als ob der Hausgeist darauf säße“ und dann legt man dem Hausgeist ein kleines Brötchen mit Salz hin und stellt eine Tasse Wasser dazu.

Zelenin, Dmitrij: Russische ostslavische Volkskunde, S. 288

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Liste der Dinge, die in den Schwenkriten von Kizzuwatna außer Vögeln noch geschwenkt wurden

I. Tiere

a) Schaf
b) Lamm
c) Ziegenbock
d) Hund
e) Ferkel
f) Eidechse (an der blaue oder rote Wollfäden befestigt sind)
g) Fisch

II. Fleischteile

a) Schaffett
b) Sehnen
c) Flügel bzw. Federn
d) auli-Körperteil

III. Pflanzen:

a) gerösteter Weizen, geröstetes Getreide
b) verschiedene Bohnensorten
c) Oliven, Feigen, Weintrauben, bassikka-und sammama
d) Kümmel

IV. Nahrungsmittel

a) Brote
b) Teig
c) Salz

v. Gegenstände

a) Gefäße, gefüllt mit Teig und Kümmel, leer, Korb (gefüllt mit Broten, Malz, Hefe, Käse, Fett, Oliven, Feigen Weintrauben, bassikka-und sammama), (gefüllt mit verschiedenen Bohnenarten), (gefüllt mit Getreide, Broten und Wollfäden)
b) Steine husti-Stein
c) Wollfäden
d) Zungen:
Sieben Zungen aus Salz, eine Zunge aus Wachs, eine Zunge aus Teig
e) Hände:
Hände aus Teig

VI. Feuer

Volkert Haas / Gernot Wilhelm: Hurritische und luwische Riten aus Kizzuwatna, S. 45-47

20 Jahre Mosaikum

Zeit für einen Rückblick:

Juli 2001: Auf einem kostenlosen Webspace geht es ohne CMS los, weil es noch keine Tools für Zwei-Spalten-Weblog gibt. Inspiriert von meinen Blogvätern Schockwellenreiter und Mayo von Industrial Technology & Witchcraft. Ich schreibe in der Mitte über Netzfunde und links ein kulturwissenschaftliches Logbuch. Kurz darauf 11. September und Irak-Krieg. enter image description here

Januar 2002: Eigene Domain, eigenes Logo und ein selbstgeschriebenes Weblog-CMS mit dem selbstentworfenem, dreispaltigen Windows-Layout und Kommentaren. enter image description here

Sommer 2002: die erste Studienreise mit dem kürzlich gekaufen Hanomag-Wohnmobil (ich fahre Michel de Montaignes Italienreise nach und lese die Essais). Besuch bei Günter Hack aus der Blogosphäre. Die Reisen folgen dann jedes Jahr und werden auch für das Blog wichtig, es ist eine Zeit der Buchzitate und der Alltagsbeobachtungen.

Herbst 2002: Ich werde nun auch halber Antvillianer, weil ich für mein Institut das erste ethnologische Weblog eröffne.enter image description here

Sommer 2002: Kein Katzencontent, aber Hühnercontent. Mein erstes, F2, wird zwölf Jahre alt und lebt bis heute in einem Wikipedia-Eintrag fort. enter image description here

2003: Berüchtigte Trash-Koch-Serie: Kochen mit KerLeonenenter image description here

2004: Das Blog wird literarischer und persönlicher, es gibt erste fiktive Schreibversuche und viel Fotografie. Die wissenschaftliche Spalte präsentiert immer öfter unterhaltsame Fundstücke aus Büchern. Inspirationen von Antville oder brainfarts.de: Reale und virtuelle Freundschaften entstehen.

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2005: Platz 68 der meistverlinkten deutschsprachigen Blogs

Mai 2005: Blogmich-Treffen in Berlin, mein persönlicher Höhepunkt meines Bloggerlebens. Ich verteile kleine Büchlein (Auflage 50) mit meinen selbstgeschriebenen Kurztexten und „Niemand, mit dem das Thema besprochen wird, hätte damit gerechnet, dass Herr Kerleone aussieht, wie er aussieht.“ Schriftsteller werde ich später leider nicht, weil ich nur kurze Texte schreiben kann.

Herbst 2007: Ich schließe meine Promotion ab und starte ins Berufsleben. Ich denke, das ändert viel. Aber stimmt gar nicht: Das wissenschaftliche Lesen, das Reisen mit Büchern und das Weblogschreiben bleiben.

2010: Liegt das am aufkommenden Facebook? Ich schreibe immer weniger ins Blog und mache aus den zwei Spalten eine.

2014: Der Hanomag wird verkauft und gegen einen kleinen Mini-Camper eingetauscht. Ich fahre damit immer noch jedes Jahr in die Natur. Es wird weniger gelesen und mehr für Wikimedia/Wikipedia und Openstreetmap gearbeitet. enter image description here

2015: Beinahe das Ende – ich mache im ganzen Jahr nur einen Eintrag. Der NSA-Skandal von Edward Snowden beschäftigt und bedrückt mich von 2013 an und das Internet ist für mich jetzt größtenteils ein kommerzieller Überwachungsalbtraum.

Januar 2016: Ich finde heraus, dass viele meiner alten Blog-Bekanntschaften bei Twitter sind und starte dort mit kurzen Beiträgen.

August 2016: Wohlwissend, dass externe Plattformen kommen und gehen beschließe ich, meine Twitter-Kurznachrichten weiterhin auch in mein Blog zu spiegeln und richte dafür ein neues CMS ein.

2018: Ich beschäftige mich immer mehr mit (indoeuropäischen) Sprachen und Schreibsystemen. enter image description here

August 2018: Ich beginne, meine kurze Nachrichten auch bei Mastodon zu teilen. Später kommt auch die Instagram-Alternative Pixelfed hinzu.

2020: Corona drängt mich für drei Wochen ins Alm-Office, trotz aller Umstände eine wunderbare Zeit.enter image description here

Und jetzt? Ich mache weiter, denn im Kern ist es immer noch wie 2001 – und das hat Ekkehard Knörer so treffend in seinem 20-Jahre-Rückblick „Feuerzeug, du“ formuliert:

Man sieht das Eigene anders mit den Augen des Anderen.

Sein und Werden, Tier und Pflanze

Die Einteilung der Lebewesen in Tiere und Pflanzen folgt in der protoindoeuropäischen Sprache einem Verbpaar, das aktives und passives Sein/Werden ausdrückte. Man erkennt die Wortstämme am deutlichsten in engl. „be“ und „was“, aber auch Folgebegriffe in allen anderen Sprachen:

Pflanzen: Wortstamm passiv: *bheuH- (werden, reifen): lat. fui, φύω, भवति bhavati, быть sein, Physis, Flora, φῠτόν, Blume, Baum, beam, Bau, booth, Bude

Tiere: Wortstamm aktiv *Hwes- (aktiv sein, bleiben): engl. „was“, gewesen, war, वस् (vas, wohnen), Wesen, Vestia (Göttin von Heim und Herd).

(Gamkrelidze – Indo-European and the Indo-Europeans, S. 389)